150 Jahre Leutkircher Bürgerbahnhof
„Vor 150 Jahren ist die Welt für Leutkirch näher gerückt“
Elektrifizierung sowie neue Züge und Bahnsteige sind wirksame Beiträge zur Verkehrswende
Von Karl-Heinz Schweigert
LEUTKIRCH – „Wie heute mit dem Medium Internet ist bereits vor 150 Jahren mit der Eröffnung der Bahnlinie nach Kißlegg die Welt für die Leutkircher näher gerückt“: Mit diesen Worten beschrieb Christina Schnitzler bei der Eröffnung des Bahnfestes am Samstagnachmittag im gut besuchten Biergarten der Kulturbrauerei zutreffend die Wirkung der Eisenbahn auf die kleine Allgäu-Stadt. Auch mit der Elektrifizierung werde „die alte Tante Eisenbahn“ wieder attraktiver, so die Erwartung der Bürgermeisterin, die nicht nur die Grüße vom „Urlauber“ OB Hans-Jörg-Henle überbrachte: Ihr Dank und Anerkennung galten auch der Bürgergenossenschaft, die „mit Handeln und Sachverstand“ den Bahnhof nicht nur gerettet, sondern auch nicht „kaputt saniert“ haben. Das stattliche Gebäude sei so zum Aushängeschild und Leuchtturm der Stadt geworden und wäre es wert, „in die Modellpalette der Firma Faller aufgenommen zu werden“.
Ein größeres und gelungenes Modell des „Inselbahnhofes“ wurde bereits 1983 von den drei Gymnasiasten Joachim Riedle sowie Thomas und Wolfgang Renk erstellt. Es ist Teil der Ausstellung im Dachgeschoss, die bis Ende Oktober an den Werktagen besichtigt werden kann. Anhand der anschaulichen Info-Tafeln sowie historischen Fotos und Baupläne ist dabei unschwer zu erkennen, dass der Bahnhof „einmal das bahnbetriebliche Zentrum im Allgäu und einer der größten Arbeitgeber in Leutkirch war“, wie Bahnspezialist und Buchautor Michael Mayer in seinem Kurzreferat erwähnte. Nicht verschwieg er dabei die Zerstrittenheit unterder Bevölkerung bei der Planung der Bahnstrecke: Sie reichte von „harten Bremsern bis hin zu Leuten, welche die umwälzenden Fortschritte mit dem Dampfross frühzeitig erkannten“.
Von aktuell erheblichen Fortschritten auf der Schiene durfte Armin Franzke berichten, der „sich schon als Kind am Bahnhof herumgetrieben hatte“. Mit seinem Beruf als Infrastrukturplaner bei der Bahn durfte er wesentlich die Strecke von Geltendorf nach Lindau mit neuen Bahnsteigenund Gleisen sowie der Elektrifizierung „termingerecht alsKomplett-Sanierung gestalten“. Auch für Raimund Haser ist dies „ein gelungenes Großprojekt, welches die Anbindungen nach München und an den Bodensee erheblich verbessert“. Als vorbildlich aktiver Bahnfahrer ist der Landtagsabgeordnete von Stuttgart mit dem Zug angereist, um dann im Anschluss mit der Regionalbahn nach Kißlegg zu fahren. Er lobte das „in Leutkirch besonders ausgeprägte bürgerschaftliche Engagement, das zum Beispiel auch beim Kino und in der Genussmanufaktur zum Ausdruck kommt“. Gerne nahm der Vorstand der Genossenschaft Bürgerbahnhof, Bernhard Hösch, diese Worte auf, verbunden mit der Information, dass derzeit „einige heißbegehrte Anteile gekauft werden können“. Sein Dank galt außerdem dem „Hauptmieter“, der Wirtin der Kulturbrauerei, die dies „ihrem besten Team auf der ganzen Welt“ weitergeben will.
Von allen Generationen wurden die Rundfahrten des „Marktbähnle“ mit den im Heimatmuseum gedruckten historischen Fahrkarten gerne angenommen, wie auch die Foto-Fix-Station vor dem Bahnhofseingang. Im Biergarten sorgte die Live-Band „GOOFMASTA-G.de luxe & the hornyboys“ für guten Sound sowie für beste Stimmung bis in die späten Abendstunden DJ m.Art mit „Hits querbeet“. Fotos: K.H. Schweigert
033/34: Sie machen sich, jeder auf seine Weise, stark für den Bahnhof und die Eisenbahn: (v.l.) Axel Müller, Michael Mayer, Christian Skrodzki, Bernhard Hösch, Jörg-ThomasKuon, Christina Schnitzler, Raimund Haser und Armin Franzke.
Wir danken allen Interessierten und Besuchern für einen schönen „Feiertag“.
Der Vorstand und der Aufsichtsrat bedankt sich für die tolle Resonanz.